- Lähmungen und Aphasie
- Lähmungen und AphasieLähmungen des Körpers kommen dadurch zustande, dass entweder die motorischen Nervenzellen im Zentralnervensystem (1. Motoneuron), genauer im primären motorischen Rindenfeld, geschädigt sind, die alle willkürlichen Bewegungen steuern, bzw. dass die Pyramidenbahn, die die motorischen Impulse ans Rückenmark weiterleitet, unterbrochen ist. Oder aber es liegt eine Schädigung der motorischen Neurone im Vorderhorn des Rückenmarks (2. Motoneuron) vor, die vor allem die Impulse des 1. Motoneurons weiterleiten, aber auch viele Reflexe steuern.Formen der LähmungLähmungen, bei denen das 1. Motoneuron geschädigt ist, werden als zentrale Lähmungen bezeichnet. Ist das 2. Motoneuron geschädigt, nennt man sie periphere Lähmungen. Es gibt aber auch Lähmungen, die durch Muskelerkrankungen hervorgerufen werden (myogene Lähmungen).Zentrale Lähmungen werden häufig durch einen Schlaganfall hervorgerufen. Liegt die Schädigung des 1. Motoneurons in der rechten Hirnhälfte, kommt es zu einer linksseitigen Lähmung, liegt sie in der linken Hirnhälfte, kommt es zur rechtsseitigen Lähmung. Zentrale Lähmungen sind dadurch gekennzeichnet, dass das 2. Motoneuron noch arbeitet, jedoch keine Impulse aus dem Gehirn mehr aufnehmen kann, da die Erregungsleitung unterbrochen ist. Dies führt dazu, dass Reflexe sehr wohl noch möglich sind. Auch der Muskeltonus, der durch Reflexe aufrechterhalten wird, bleibt bestehen. Da nun aber keine Impulse aus dem Gehirn mehr beim 2. Motoneuron ankommen, die den Muskeltonus herabsetzen, ist die Muskelspannung wie bei einem Krampf erhöht - man spricht auch von einer spastischen Lähmung. Durch den erhöhten Muskeltonus setzen die gelähmten Muskeln bei der Krankengymnastik den Bewegungen, die mit ihnen durchgeführt werden, Widerstand entgegen. Dadurch kommt es trotz Lähmung nicht zu einem Schwund der Muskeln.Bei der peripheren Lähmung leitet das geschädigte Motoneuron keine Impulse mehr an die Muskeln weiter. Es gibt auch keine Reflexe mehr, weshalb auch der Muskeltonus herabgesetzt ist. Als Folge kommt es zum langsamen Schwund der Muskeln und sie wirken schlaff. Bei einer myogenen Lähmung werden die Nervenimpulse in den Muskeln selbst nicht mehr übertragen. Die betroffenen Muskeln sind schlaff.Neben der Einteilung in zentrale und periphere Lähmung unterscheidet man Lähmungen auch nach den betroffenen Körperteilen. Bei einer Monoparese oder Monoplegie (Parese = Schwäche; Plegie = Lähmung) ist ein Gliedmaß betroffen. Bei der Hemiparese ist die rechte oder linke Körperseite, bei der Paraparese beide Arme oder beide Beine und bei der Tetraparese sind alle Gliedmaßen betroffen.Je nach Schwere der Lähmung sind verschiedene Rehabilitationsmaßnahmen, z. B. Krankengymnastik, notwendig, damit der Patient ein möglichst eigenständiges Leben führen kann.Kinder- und QuerschnittslähmungDie Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist eine durch Viren ausgelöste Krankheit, die unter Umständen Lähmungen auslösen kann, wenn die Viren das 2. Motoneuron im Rückenmark befallen. Bei der Poliomyelitis handelt es sich um eine periphere Lähmung. Die Krankheit ist dann lebensgefährlich, wenn auch das Atemzentrum von den Viren befallen ist. Schutz bietet eine Impfung, die alle zehn Jahre (im Kindesalter häufiger) aufgefrischt werden muss.Bei der Querschnittslähmung handelt es sich in erster Linie um eine zentrale Lähmung, denn es kommt - meist bedingt durch einen Unfall - zu einer Unterbrechung der Pyramidenbahn. Das 2. Motoneuron kann zusätzlich geschädigt sein. Je nachdem an welcher Stelle die Pyramidenbahn unterbrochen ist, sind entweder alle Gliedmaßen oder die Beine gelähmt.Unter dem Begriff Aphasie versteht man Sprachstörungen, die durch Schädigungen der einzelnen für das Sprechen zuständigen Hirnabschnitte hervorgerufen werden. Ursache ist häufig ein Schlaganfall. Es gibt verschiedene Formen der Aphasie: Wenn es den Betroffenen schwer fällt zu sprechen, sie aber alles, was andere sagen, verstehen, liegt die Schädigung im Broca-Sprachzentrum und es handelt sich um eine motorische Aphasie. Ist hingegen das Wernicke-Zentrum geschädigt, geht das Sprachverständnis nahezu völlig verloren, die Betroffenen reihen oft Wörter aneinander, die zusammen keinen Sinn ergeben (sensorische Aphasie). Bei der amnestischen Aphasie liegt die Störung im Bereich von Schläfen- und Scheitellappen. Die Folge: Der Betroffene hat Schwierigkeiten, manche Wörter zu finden, er kann jedoch noch flüssig sprechen und versteht alles. Die globale Aphasie zieht den Verlust des Sprachverständnisses nach sich und die Betroffenen können kaum noch sprechen.Siehe dazu auch: Großhirn: Funktion und Aufbau
Universal-Lexikon. 2012.